Bischöfliches Hochamt in der Kirche zur Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin

In der fünften Woche nach Pfingsten, dem 10. Juli 2022, zelebrierte Bischof Andrej aus der Serbischen Orthodoxen Kirche die göttliche Liturgie in Wien in der Kirche zur Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin. Dem Bischof konzelebrierten der ukrainische Priester Vater Sergij Schulgah, die Erzpriester Gajo Gajic und Roman Fischer, Priester Jovan Govedarica, sowie der bischöfliche Vikar für Ostösterreich, Erzpriester Dragan Birtasevic. Die Liturgie wurde vom gemischten Chor der Gemeinde am Gesangspult begleitet, unter der Leitung von Frau Jelena Pantic. Gleichsam sang das Quartett ukrainischer Gläubigen unter der Leitung der ukrainischen Pfarrfrau Solomija Schulgah, speziell ausgesucht den Cherubim-Hymnus sowie einige Teile der Bitt-Litaneien. Dazu waren die in großer Zahl anwesenden Gläubigen aufgerufen des großen Leids in der Ukraine und weltweit, zu gedenken.

In seiner Predigt drückte Bischof Andrej seine besondere Freude aus, dass an diesem Tag die serbische Gemeinde den Vorzug und Segen Gottes hatte, mit dem aus dem Krieg geflüchteten ukrainischen Priester zu konzelebrieren. Deshalb betonte der Bischof das allgemeine Leid in Kriegszeiten, ein Leid, das auch unser serbisches Volk an seiner eigenen Haut gespürt hat und in der Lage ist, das Kriegsleid anderer Völker mitzuempfinden. Mit besonderer Hochachtung gedachte der Bischof des seligen serbischen Patriarchen Pavle (1914-2009), der in den Kriegszeiten 1992-1995 und 1999 vor angereisten Delegationen regelmäßig seinen Wunsch hervorhob, dass er zu Gott bete, dass keinem Volk jenes widerfahre, was dem serbischen Volk angetan worden ist.

Der Bischof sprach dem Volk aus der Seele, dass Christen an der göttlichen Liturgie teilnehmen, um für den Frieden in der Welt zu beten und besonders innbrünstig Gott bitten, dass kriegerische Konflikte sofort aufhören sollen. Wir beten nämlich zu Gott in der Zuversicht, dass Menschen, die in Konfliktsituationen leben, diese vor allem durch den Dialog und durch authentische Kommunikation überwinden, nie aber durch das Blutvergießen Unschuldiger oder gar des schutzlosen Volkes, das bei den Konflikten Großer, in der Regel am meisten leidet. Deshalb hat sich der Bischof am Ende seiner Predigt voller Mitgefühl bei den in großer Zahl zum Gottesdienst erschienenen Gläubigen, für ihre große Geduld, Liebe und Unterstützung bedankt, die sie gegenüber jedem einzelnen Menschen zeigen, als auch somit gegenüber allen im Krieg leidenden Geschwistern. In diesem Namen rief der Bischof die Gnade Gottes auf alle Anwesenden herab und wünschte ihnen Gesundheit und Segen im Leben. Nach der Predigt empfingen die Gläubigen das Antidoron (gesegnetes Brot) aus der Hand ihres Bischofs. In der Kirche war allseits der Geist der allgemeinen Betroffenheit und der Empathie zu spüren.

Am Ende der Liturgie bekam die Chroleiterin Frau Jelena Pantic eine bischöfliche Auszeichnung, als Zeichen der Dankbarkeit des Bischofs für ihren Einsatz im Rahmen des liturgischen Gesanges, als Ansporn für ihren Eifer.

Im Anschluss an die göttliche Liturgie versammelte der Bischof im feierlichen Kirchensaal alle anwesenden Flüchtlinge aus der Ukraine sowie den Kirchenvorstand zu einer Aussprache. An diesem Treffen nahmen der zuständige Pfarrer Sergij Schulgah mit Ehefrau, seine kleine Gemeinde sowie die Mitglieder des serbischen Schwesternbundes, teil. Bei der Zusammenkunft drückte Bischof Andrej den ukrainischen Gläubigen nochmals sein tiefstes Mitgefühl für ihr Leid und das ihrer Mitmenschen, die in der Ukraine geblieben sind, aus. Der Bischof war überrascht, dass an der Aussprache ausschließlich ukrainische Frauen teilnahmen und fragte, wo denn ihre Männer seien? Diese erklärten, dass ihre Ehemänner gezwungen sind wegen der Kriegsauseinandersetzungen in der Ukraine zu bleiben. Tief betroffen sprach der Bischof über die persönlichen Erfahrungen seiner Eltern, die im zweiten Weltkrieg dasselbe Leid empfunden haben. Ebenfalls erinnerte er an die Leidenden, die er selbst mit seinen eigenen Augen in der Zeit des unglücklichen Bürgerkrieges im Ex-Jugoslawien miterlebt hat: traumatische Erfahrungen, Bilder von Schwerbehinderten, Invaliden ohne Beine oder Arme, Kriegswitwen und Waisenkinder. Ja, man müsse sich gerade heute wundern über die Passivität, das Unvermögen und die unzureichende Bereitschaft den ukrainischen Opfern und Flüchtlingen mehr beiseitezustehen. Dazu ruft stets das Oberhaupt der Serbischen Orthodoxen Kirche Seine Heiligkeit Patriarch Porfyrije auf, dass wir uns alle bemühen sollen, den leidenden Menschen unabhängig ihrer ethnischen Zugehörigkeit im Rahmen unserer Möglichkeiten zu helfen.

Auf die Frage des Bischofs nach Vorschlägen und Bedürfnissen der ukrainischen Gläubigen, antworteten sie einstimmig, aber auch demütig, dass sie gerade jetzt in ihrer Not an erster Stelle einen geeigneten liturgischen Raum für die Abhaltung regelmäßiger Gottesdienste – nach ukrainischer Tradition brauchen. Auch haben die ukrainischen Gläubigen besonders ihren Dank für die Bereitschaft der Serbischen Kirche ausgedrückt, den ukrainischen Priester und seine Familie zu unterstützen. Sie waren auch für die Fürsorge dankbar, die man nicht nur durch Worte spürt, sondern an konkreten Taten der Unterstützung und Solidarität für die Mitmenschen in Not erkennt, in der sich ein jeder von uns einmal befinden könnte.

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